Gedanken zu den Folgen unseres Konsumverhaltens

Angeregt durch die Verbandsversammlung des WZV, die ich kürzlich besuchte und das allerorts diskutierte Einweg-Plastik-Verbot (der Kultur- und Sozialausschuss unserer Gemeinde sprach sich bei der Sitzung am 22.5.2019 gegen die Verwendung von Plastikeinweggeschirr bei gemeindlichen Veranstaltungen aus), hatte ich das Bedürfnis, mich einmal etwas eingehender mit dem Thema zu befassen.

Duales System/ Grüner Punkt
Da sich bereits 1990 ein deutsches Müllproblem abzeichnete; in den Deponien türmten sich riesige Abfallberge und der anfallende Verpackungsmüll wurde immer mehr, beschloss die Bundesregierung das Problem bei den Herstellern anzupacken. Diese sollten für die sachgerechte Entsorgung der Verpackungen zur Kasse gebeten werden. So hoffte man, dass in der Zukunft auf unnötige und aufwendige Verpackungen verzichtet werden würde.
Es entstand das Lizenzsystem  DSD, Duales System Deutschland Grüner Punkt GmbH.


Der grüne Punkt auf Verpackungen sollte den Verbrauchern anzeigen, dass Hersteller ihre Pflichten aus der Verpackungsverordnung erfüllten. Die Unternehmen zahlen, was natürlich auf den Verbraucher umgelegt wird, einen Betrag X, und erhalten die Berechtigung, den grünen Punkt auf ihren Verpackungen anbringen. Die DSD übernimmt, über Subunternehmer, das Einsammeln und Recycling dieser Stoffe.
Während die Verwertung von Papier und Glas sich weniger problematisch gestaltet, wird der Kunststoffabfall nur zu ca. 20-50 % recycelt (Abgaben DGAW/ Deutsche Gesellschaft für Abfallwirtschaft).

Dabei sollte erwähnt werden, dass Deutschland seither einen Großteil der Plastikabfälle nach China verschiffte (unsere eigenen Anlagen waren nicht in der Lage der Plastikflut mittels Recycling Herr zu werden, es wurde angestrebt, sie auszubauen). In China nun sollten die Abfälle nach Verwertbarem durchsucht und der Wiederverwertung zugeführt werden. Der Rest wurde in China verbrannt oder deponiert, in Deutschland allerdings dem Recyclingprozentsatz zu Gute gerechnet.

Tatsächlich gehöre ich zu jenen Naiven, die sich vorstellten, dass ein Teil der Gelder, die wir für Verpackung und Abfallentsorgung zahlen, darauf verwendet werden würde, sich mit der Wiederverwertbarkeit der Stoffe zu beschäftigen. Schließlich hieß es doch auch mal euphemistisch „Wertstoffmüll“. Viele Verbraucher hatten ein gutes Gewissen, wenn sie ihren Müll ordnungsgemäß trennten und vertrauten darauf, dass auch im weiteren Verlauf gewissenhaft und sachgemäß damit verfahren würde. Konnten wir denn ahnen, dass unser Abfall millionenfach ins Ausland transportiert wird, um dort auf unkontrollierten Halden zu verrotten?
Bis vor einiger Zeit habe ich mir noch vorgestellt, dass Kunststoffe, also der sog. Wertstoffmüll, in entsprechenden inländischen Anlagen gereinigt und geschreddert würde, um dann in Form von einer Art Pellets, als Sekundärrohstoff, für die Neuproduktion von Kunststoffen verwendet zu werden.
Aber so einfach ist das wohl doch nicht.  Viele Verpackungen bestehen aus verschiedenen Materialien, was die Aufbereitung schwierig macht. Für den Prozess der 1:1 Wiederverwertung müssen die Kunststoffe sortenrein sein. D.h. aus PET Flaschen können neue PET-Flaschen entstehen, während für Mischkunststoffe nur die Möglichkeit des Down-Cyclings besteht, was ja immer noch besser ist, als wenn sie im Meer treiben.
Sievershütten grenzt nicht ans Meer, was also haben wir mit den auf den Weltmeeren dümpelnden Plastikbergen zu tun?
Wissen wir, wo die Aufbereitung unserer Plastikabfälle geschieht? Ich weiß es nicht. Der WZV ist nicht für die Entsorgung der Verpackungsabfälle zuständig, die Sammlung und was weiter damit geschieht, passiert über die Firma Optisys aus Wedel, die, Anfang 2018, vom Remondis Konzern übernommen wurde. Seither haben zahlreiche Bürgerinnen und Bürger die Erfahrung machen dürfen, dass „Gelbe Säcke“ schwer beschaffbar wurden. Wer kontrolliert, was aus dem Inhalt unserer Gelben Säcke wird?

Lt. einem Spiegel Artikel aus dem Jahr 2015 haben US-Forscher errechnet, dass seit Beginn der 1950er-Jahre mehr als acht Milliarden Tonnen Plastik produziert wurden. Rund fünf Milliarden Tonnen davon sind heute Müll – und dieser Plastikmüll liegt auf Deponien, in der freien Natur und schwimmt in den Weltmeeren.
In einer Weltkarte wird aufgezeigt, aus welchen Regionen der Müll im Meer stammt. Für Deutschland liegt demnach das Verhältnis des unsachgemäß entsorgten Plastikmülls zur Gesamtmenge bei 2%, für China bei 76%. Nun, Kunststück mit guten Werten zu glänzen, wenn wir unseren Müll in andere Länder transportieren lassen und damit nach dem Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn, verfahren.

China jedenfalls hat aus Umweltschutzgründen den Import von u.a.  unsortierten und gemischten Kunststoffabfällen und unsortiertem Altpapier verboten. Gut so, denn nun werden auch deutsche Politiker wach und Stimmen werden laut, die die Vermeidung von unnötigem Einwegplastik einfordern.

Wir haben uns daran gewöhnen können, wieder einen Korb oder eine Tasche mit zum Einkaufen zu nehmen, seit für die Plastiktüten Gebühren erhoben wurden. Nun werden wir es wohl auch hinbekommen, im Umgang mit sonstigen Plastikartikeln umsichtiger zu werden. Wünschenswert wäre sicher, dass unsere Recyclingsysteme ausgefeilter werden und effektiver arbeiten; aber was an Abfall erst gar nicht produziert wird, belastet das Ökosystem am wenigsten, denn nicht nur die Wiederverwertung oder Entsorgung verbraucht Energie, sondern auch die Herstellung.

Bei der WZV Verbandsversammlung wurde u.a. erwähnt, dass die Deponie in Damsdorf/Tensfeld zum Jahresbeginn 2019 zu 90,9% verfüllt war; und hier nur noch bis ca. 2030 Müll abgeladen werden kann, dann müssen neue Lösungen her.

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